Maßgabe Buchwert
Als Benjamin Graham versuchte heraus zu finden, wie man den Wert eines Unternehmens angemessen bestimmen könne, hat er Jahre damit verbracht heraus zufinden was am zweckdienlichsten wäre. Er kam zu der einfachsten und wohl logischen Lösung - dem Nettoeigenkapitalwert je Aktie auch Buchwert genannt.
Von ihm stammt auch der Satz:
Eine Aktie, die unter ihrem Buchwert gehandelt wird, ist einer zum Preis von 85 Cent verkauften Dollarnote vergleichbar - oder einem Haus, das zu einem Preis verkauft wird, der nicht einmal die beim Bau angefallenen Materialkosten deckt.

Definition Buchwert
Der Buchwert eines Unternehmens ist der Nettoeigenkapitalwert je Aktie. Bespiel: 100 Mio. EUR Aktionärskapital und 10 Mio. Aktien = Der Buchwert je Aktie beträgt 10 Euro., bei 125 Mio. EUR wären es dann 12,5 Euro je Aktie. Bei 100 Mio. EUR Aktionärskapital und 20 Mio. Aktien liegt der Buchwert je Aktie bei 5 EUR. Diese Zahlen zeigen nichts anderes als den "ausgewiesenen" Nettowert eines Unternehmens - also das was im Falle einer Auflösung des Unternehmens, bei Veräußerung aller Vermögenswerte, für die Aktionäre und Gläubiger übrigbleibt. Der Buchwert ergibt sich, vom laufenden Wert sämtlicher AKTIVA (Barmittel, Investitionen, Forderungen, Grundstücke, Ausstattungen, Lagerbestände, Gebäude usw.) alle kurz und langfristigen Verbindlichkeiten abgezogen werden.
Man sollte bei der Berechnung von Buchwerten aber Vorsicht walten lassen. Sie sind gut beraten, eigene Berechnungen vorzunehmen.

Immaterielle Werte
Ein Unternehmen welches ein anderes Unternehmen übernimmt, und dabei einen Preis bezahlt der über dessen Buchwert liegt, muss diesen "Geschäftwert" (Goodwill) in der eigenen Bilanz unter immaterieller Geschäftswert führen. Bei einem Unternehmen das einen Buchwert von 50 Mio. Euro hat, für das bei der Übernahme aber 60 Mio. Euro bezahlt wurden, sind 10 Mio. Euro als "Geschäftswert" in der Bilanz unter immaterielle Vermögenswerte aufzuführen. 50 Mio. Euro werden als Sachanlagen (Maschinen, Vorräte usw.) in der Bilanz ausgewiesen.
Da Goodwill (Geschäftswert) aber sehr schwer zu bemessen ist, ist diese Sparte mit größter Vorsicht zu genießen. Man sollte hier nie den vollen Wert mit in der Berechnung des Buchwertes einfließen lassen, oft auch ganz abziehen. Benjamin Graham, einer der Gründer des wertorientierten Ansatzes bei Aktien, zog meistens die volle Summe Goodwill ab oder berechnete sie Anhand der unten aufgeführten Tabelle. Abbildung 1.1.
Warren Buffett gibt dem Geschäftswert sehr wohl einen Wert, was an dem Beispiel Coca Cola leicht zu erklären ist, dieser Name allein hätte bei einer Übernahme einen Geschäftswert der in die Milliarden geht.

% vom Nennwert Durchschnitt
Barmittel, börsennotierte Wertpapiere

100%

100%

Forderungen

70 - 90%

80%

Vorräte

50 - 75%

67%

Anlagevermögen (Anlagen und Maschinen)

1 - 50%

15%

Abbildung 1.1


Mutmaßliche Verkaufspreise überprüfen und gegebenenfalls korrigieren.
Anhand einer Bilanz lässt sich nicht genau feststellen ob die ausgewiesenen Vermögenswerte auch die Summe "bringen" würden mit der sie ausgewiesen sind. Hier haben wir es mit einer Einschätzung der Geschäftsführung zu tun. Voll anzurechnen sind Verbindlichkeiten, alle Vermögensangaben sind jedoch "fragliche Werte". Lagerbestände einer Computerfirma sind logischerweise nach einiger Zeit fast nichts mehr wert, in anderen Branchen hingegen mehr.
In seinem Buch "Geld verdienen mit Warren Buffett" (ISBN 3-478-38360-9) hat Timothy P. Vick diese Berechnung des Eigenkapitalwertes noch ein ganzes Stück verfeinert:


Ausgewiesener
Wert
Anpassung Realistischer
Wert
Kasse

10.432

100%

10.432

Kurzfristige
Wertpapiere

14.897

80%

11.918

Vorräte

17.656

50%

8.828

Sonstige kurzfristige
Vermögenswerte

2.071

50%

1.036

Grundbesitz und
Ausstattungen

70.418

25%

17.605

Sonstige
Vermögenswerte

3.142

75%

2.357

AKTIVA
insgesamt

118.616

52.176

Umlaufende
Aktien

9.833

9.833

Eigenkapitalwert
je Aktie

12,03

$5,3



Er hat in diesem Beispiel den Eigenkapitalwert um 56% auf 5,3 Dollar reduziert. Am meisten musste der Posten Vorräte gestutzt werden: Hier handelt es sich größtenteils um Hilfs- und Betriebsstoffe, Kohle und Ersatzteile, die für einen Käufer von nur geringen Wert wären.

Vorräte sind bei der Berechnung sehr unterschiedlich zu bewerten, 2.000.000 Mikrochips auf Vorrat sind unter Umständen wertlos, während genormte Stahlrohre noch 80 Prozent einbringen, Modeartikel oftmals nur 10 Prozent. Unternehmerdenken
Beim Umgang mit Buchwerten sollte man also als Anleger ein gewisses Unternehmerdenken zutage legen. Sie sollten den Wert des Unternehmens so bewerten als wenn sie als Vorstand eines Unternehmens handeln und darüber zu entscheiden haben welchen Preis sie für ein zu kaufendes Unternehmen bezahlen würden.
Ähnlich verhält es sich z.B. in einem privaten Haushalt für gekaufte Gegenstände möchte man einen realen Gegenwert bekommen.


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